Wenn Ungewissheit zur Gewissheit wird und dann doch wieder ungewiss ist

Verwirrend der Titel, oder?
Was meine ich damit, wenn ungewisses zur Gewissheit wird und dann doch wieder ungewiss ist?
Ist es also immer ungewiss?

Viele werden hier vielleicht denken „so ein Blödsinn, das gibt es nicht“. Ja – stimmt. Und stimmt doch auch wieder nicht. Warum? Das versuche ich hier darzustellen.

Stelle dir diese Situation vor: Du suchst Arbeit. Du hast eine Stelle gefunden, die deinen Vorstellungen voll entspricht. Du bewirbst dich, wirst zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Dann sagt man dir: „Wir melden uns bei Ihnen“. Jetzt musst Du warten. Endlich meldet sich die Firma bei dir. Du bist eingestellt. Du sollst jetzt dies und das vorbereitend tun und in einem halben Jahr nochmals kommen. Dann wird entschieden ob du noch weitere Vorbereitungen machen musst oder du anfangen kannst.

Für mich ist dies ein gutes Beispiel wie Ungewissheit zur Gewissheit und gleich darauf wieder zur Ungewissheit wird:
Das warten nach dem Vorstellungsgespräch = Ungewissheit
Du bist eingestellt = Gewissheit
Vorbereiten und in einem halben Jahr wieder melden = wieder Ungewissheit

Hier nun meine „Geschichte“

In der Firma in der ich arbeite hat man jedes Jahr die Möglichkeit im Zuge der arbeitsmedizinischen Vorsorge eine Vorsorgeuntersuchung zu machen. Blutabnahme und Harnprobe. Ich wurde und werde immer für meine Blutwerte beneidet. Alles super. Obwohl ich ein Fan der Leberkäs Semmel, des Schweinsbraten – also alles was gar nicht „Gesund“ ist – bin, sind meine Cholesterin Werte ein Traum. Ehrliche Ärzte die nicht dem Ernährungswahnsinn erlegen sind werden ganz offen sagen: Cholesterin ist hauptsächlich genetisch bedingt.

Irgendwann Ende 2016 oder Anfang 2017 meinte mein Hausarzt, dass er von mir keine genauen Daten hat. Also hab ich ihm zugesagt meine nächste Vorsorgeuntersuchung bei ihm zu machen. Im September 2017, während meines Urlaubs ging ich am 19.09.2017 zur Blutabnahme und am 22.09.20017 zur restlichen Untersuchung (EKG, Lungenfunktionstest usw.). Meine Blutwerte: Wie immer ein Traum. Bis auf …… und da kam der Faustschlag – mitten auf den Punkt: PSA 11,4 – er sollte kleiner 4 sein. Mit ernstem Gesicht erklärte mir mein Hausarzt was das bedeutet. Genauer gesagt was es bedeuten kann:

Bei einem Prostata-Karzinom ist der PSA immer erhöht. Ein erhöhter PSA ist aber nicht immer ein Karzinom.

Ich soll unbedingt zu einem Urologen, der das genauer untersuchen wird. Gesagt getan, zu Hause sofort beim empfohlenen Urologen angerufen um einen Termin zu vereinbaren, der war aber den letzten Tag auf Urlaub. Also am Montag dann einen Termin vereinbart.

Mit einem flauen Gefühl bin ich nach Frauenkirchen zu meinem Urologen gefahren. Für mich ist besonders bei einem Arzt die Sympatie sehr wichtig. Die war vom ersten Wort an sofort da. Sympatie und auch Vertrauen. Er erklärte mir nochmals was der PSA Wert aussagen „kann“. Eine Ultraschall- und Tastuntersuchung zeigte eine Vergrößerung der Prostata.  Dies kann als Ursache eine Entzündung sein oder eben ein Karzinom. Folgendes vorgehen empfahl er mir: Eine Einwöchige Antibiotika Kur. Dann drei Wochen nach deren Ende nochmals Blutabnahme zur Bestimmung des PSA. Termin zur Blutabnahme und der danach folgenden Befundbesprechung wurden vereinbart.

Der Tag der Befundbesprechung (Anfang Dezember) ergab nichts gutes: PSA auf 12,8 gestiegen. Eine akute Entzündung kann ausgeschlossen werden. Es bleibt noch die Möglichkeit einer chronischen Entzündung oder eines Karzinoms. Als nächsten Schritt empfiehlt er eine 12-Punkt Stanz-Biopsie. Es wird an fächerförmig an 12 verschiedenen Stellen der Prostata eine Gewebeprobe entnommen. Trotzdem kann es sein, dass ein eventuelles Karzinom dabei nicht getroffen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering dafür, aber nicht auszuschließen. OK – wir machen die Biopsie.

Termin dafür war der 19. Dezember 2017, Befundbesprechung am 04. Jänner 2018. Vor der Biopsie hatte ich echt Schiss. Sie war alles andere als angenehm, aber viel weniger schlimm als befürchtet.

Dann die Befundbesprechung. Alle 12 Proben sind negativ! Es „dürfte“ sich um eine Prostatits (chronische Entzüngung) handeln. Im Februar wieder eine Antibiotika Kur und im Juni nochmals PSA Kontrolle. Sollte er dann immer noch zu groß sein gibt es noch die Möglichkeit eines speziellen MRT.

Heute war ich dann wegen benötigter Medikamente bei meinem Hausarzt. Er meinte, der Befund sagt nur aus, dass bei den 12 entnommen Proben kein Karzinom entdeckt wurde. Wenn das Karzinom sehr klein ist, kann es trotz 12-facher fächerförmigen Gewebeentnahme sein, dass es nicht getroffen wird. Eine weitere Beobachtung und Kontrolle ist unbedingt aufrecht zu erhalten.

Und das ist der Grund für die Überschrift dieses Beitrags:
Seit dem ersten Wissen des erhöhten PSA Wertes bis zur gestrigen Befundbesprechung beim Urologen die Ungewissheit – ist es Krebs?
Gestern nach dem Termin beim Urologen: Jubel – es ist keiner!
Heute nach meinem Hausarztbesuch und der Erinnerung der vor der Biopsie gemachten Aussagen meines Urologen wieder die Ungewissheit.

Das Kopfkino kann man sowieso nicht abschalten. Egal wie man sich bemüht, es ist da. Manchmal länger gar nicht, dann plötzlich und intensiv.

Warum ich das hier alles schreibe? Weil ich das Gefühl habe, es hilft mir. Ich schreibe es für mich. Und wenn mir danach ist, werde ich wieder darüber schreiben.

Bevor Fragen dazu kommen:
Mein Hausarzt: MR Dr. Klaus Derks, Gattendorf
Mein Urologe: OA Dr. Farsin Karimian, Frauenkirchen

Beide Ärzte kann und möchte ich gerne weiterempfehlen. Sie gehen auf den Patienten, seine Fragen und seine Sorgen mit Ruhe und vor allem mit Zeit ein. Auch wenn das Wartezimmer voll ist – als Patient hast Du nie das Gefühl, das es schnell gehen muss. Im Gegenteil, Du merkst wie sich DEIN Arzt um dich kümmert. Wenn dann noch fachliche Kompetenz dazukommt, ist alles perfekt. Und so ist es bei diesen beiden Ärzten.

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